Die neue Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Vitus Olfen

Der Weg hin zu dieser neuen Orgel war sicherlich auch immer ein Weg voller Abzweigungen, Hindernisse, Stolpersteine aber auch - wenn alles mit entsprechender Zielstrebigkeit verbunden wird - mit einem lohnenden Ergebnis. Diesen Weg, d.h. die Idee umzusetzen und den Bau dieser neuen Orgel zur verwirklichen, durften wir für St. Vitus / Olfen realisieren.

In der Festschrift anlässlich der Orgelweihe am 1. Advent 2015 schreibt Pfarrer Bernhard Lütkemöller: „So freue ich mich heute mit den Begeisterten der ersten Stunde und mit Ihnen allen auf das Ergebnis solider, handwerklich ausgereifter Orgelbaukunst, auf die neue Merten-Orgel in der St.-Vitus-Kirche.“

Drei wesentliche Eckpfeiler dienten als Grundlage bei der Planung dieser neuen Orgel:

  • Die Fehler der Vergangenheit sind nicht zu wiederholen.
  • Die Orgel ist optisch und klanglich (Disposition) auf den Kirchenraum von St. Vitus zugeschnitten.
  • Die musikalische Konzeption muss einer bestimmten ästhetischen/stilistischen Vorgabe folgen und somit über einen eigenständigen Charakter und Profil verfügen.

Ausgehend von dieser Aufgabenstellung ergaben sich für uns bei der Konzepterstellung wiederum drei fundamentale Herausforderungen:

  • Ein technischer Neubau mit optimaler Aufstellung der Windladen wie auch des Spieltisches.
  • Eine allen kirchenmusikalischen Anforderungen gerecht werdende und auf den Kirchenraum abgestimmte Disposition mit entsprechender Intonation des Pfeifenwerks.
  • Herstellen einer Symbiose zwischen der Wiederverwendung von Teilen einer historischen englischen Orgel, der vorhandenen Orgel und den neu gefertigten Elementen zu einer finanziell tragbaren Lösung.

Durch einen glücklichen Zufall konnten wir im Jahr 2013 altes englisches Pfeifenwerk erwerben. Es handelt sich um Pfeifen der Firma Willis & Sons, die aus einer Orgel für Lancaster von 1872 stammen. Diese Orgel wurde 1950 nach Liverpool verkauft und war dort bis 2012 in Betrieb.

Das historische Pfeifenwerk bildet den klanglichen Grundstock für das neue Orgelwerk in St. Vitus. Einige Register der ursprünglichen „Fleiter-Orgel“ aus dem Jahr 1883 konnten noch in der alten Orgel überleben. Das war die Grundlage für ein schlüssiges Gesamtkonzept, in dem auch die Register aus einer Epoche der „Willis-Pfeifen“ ihren Platz fanden.

Bedingt durch die weiten Mensuren und deren erforderliche Winddruckverhältnisse, mussten zunächst genaueste Berechnungen hinsichtlich Windverbrauch und Druckverhältnisse ausgearbeitet werden. Anhand dieser Berechnungen und auf die Besonderheiten der Aufstellung der Pfeifen abgestimmt, wurden dann sämtliche Windladen, die Windanlage wie auch der Spieltisch neu gefertigt.

In Kombination mit einer modernen Setzeranlage wird dem Organisten/-in das Speichern und Abrufen von Registerkombinationen auf Knopfdruck ermöglicht. Die heute gebräuchlichen Setzeranlagen können einige tausend Kombinationen speichern.

Die Basis der Gestaltung liegt in der Wiederverwendung des historischen Untergehäuses, jedoch in gespiegelter, ursprünglicher Aufstellung. Darauf setzt sich ein flächiger Pfeifenprospekt fort. Dieser spiegelt durch die drei Turmelemente die dahinter angeordnete Werkaufstellung wider. Links und rechts befindet sich jeweils das Pedalwerk als C und Cs Lade, in der Mitte das Hauptwerk, das eine Verbindungsbrücke zwischen den Untergehäusen herstellt. Damit ermöglicht man gleichzeitig einen freien Durchgang auf den vorderen Teil der Empore.

Ein bogenförmiger Labien- und Fußlängenverlauf an den neuen Prospektpfeifen in 96%iger Zinn/Bleilegierung (man nennt diese auch „englisches Zinn“) greift die Formgebung der neogotischen Gehäuseelemente auf. Die schlichten, gradlinigen Turmhauben der drei Prospektürme mit geschweiften Gittern, als Verbindungselemente anstelle eines Schleierwerks, symbolisieren das „Neue“.

© Christoph Reinkober, Bernhard Lütkemöller

Disposition der neuen Orgel in St. Vitus / Olfen: (Auflistung entsprechend der Anordnung der Registerschalter im Spieltisch)

II. Manual Swell / A - C – c‘‘‘‘ II. Manual Swell / B I. Manual Great - C – c‘‘‘‘
Violin Diapason 8' - Willis Trumpet harmonique 8' - Willis Bourdon 16' - Willis
Viola da Gamba 8' - Willis Oboe 8' - Willis Open Diapason 8' - C – d’ Prospekt / neu
Clarabella 8' - Willis Clarinet 8' - Willis Bourdon 8' - Fleiter
Vox coelest 8' - Willis Clairon 4' - Fleiter Hohl Flute 8' - Willis
Gemshorn 4' - Willis Tremulant / B Principal 4' - Willis
Rohr Flute 4' - Fleiter   Harmonic Flute 4' - Willis
Twelfth 2 2/3' - Willis   Fifteenth 2' - Willis
Flute 2' - neu   Cornett 5-ranks ab f° - Willis / Fleiter
Terz 1 3/5' - neu   Mixtur 3-4 ranks - neu
Mixtur 3 ranks - neu   Trumpet 8' - Willis
Tremulant / A   Tremulant
    II/A – I
    II/B – I
Pedal Organ C – f' als Ex. aus Nr. 32
Acoustic Bass 32' (C – H Einzelapparat) c° - h° Prospekt / neu
Open Diapason 16' (separates Tonventil C – fs° für Ex. Nr. 30) Fleiter
Bourdon 16' C – H Fleiter; c° – f’ Prospekt / neu
Octave 8' Fleiter
Bass Flute 8' Fleiter
Octave 4' (C – H Einzelapparat) Fleiter
Trombone 16'  
I – Ped.  
II / A – Ped.  
II / B – Ped.  
Sub. II/A – II/A  
Sup. II/A – II/A  
Sub. II/B – II/B  
Sup. II/B – II/B  
Sub. I – I  
Sup. I – I  
Sub. II/A – I  
Sup. II/A – I  
Sub. II/B – I  
Sup. II/B – I  

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