Die Neugestaltung der Orgel in der Evangelischen Kirche Solingen-Dorp

Ein sicheres Indiz, wie lang über eine endgültige Konzepterstellung bis hin zur Realisierung und Vollendung einer Orgel gerungen und diskutiert wird, kann ich an meiner Bearbeitungsmappe im Büro erkennen. Es gibt wenig Mappen seit meiner über 20-jährigen Selbständigkeit die dicker wären als die für die Ev. Kirche Solingen-Dorp.

Sicherlich erfordert eine Orgel, deren Grundstock aus dem Jahr 1914 der Orgelbaufirma Ernst Seifert / Köln datiert, 1954 in ein elektropneumatisches Instrument der Fa. Ernst Weyland / Opladen überging und letztendlich 1989 in einem technischen Neubau der Fa. Oscar Walcker / Ludwigsburg mündete, eine fundierte Analyse.

Durch einen in 2012 ausgelösten elektrischen Defekt musste das Instrument aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden und es begann eine lange Zeit des Verzichts der Gemeinde auf ihre Orgel. Der Orgelsachverständige der Ev. Landeskirche im Rheinland, Herr Christian Stähr, erstellte ein Gutachten über die erforderlichen Arbeiten. Bedingt durch die berufliche Neuorientierung von Herrn Stähr übernahm Herr Andreas Pumpa im Frühjahr 2014 den kompletten Vorgang.

Gleichzeitig erfolgte eine Bestandsaufnahme der Elektronik der Orgel durch den hinzugezogenen Elektrogutachter, Herr Dipl.-Ing. Thomas Kroll, so dass im August 2014 ein neuerliches Leistungsverzeichnis bzw. eine Ausschreibung erfolgte. Im Februar 2015 konnte dann in Anwesenheit aller direkt an dem Projekt Beteiligten (Organistinnen / Sachverständigte / Orgelbauer) eine Konkretisierung der gewünschten Arbeiten festgelegt werden.

In Zusammenarbeit mit Herrn Thomas Scheplitz vom Architekturbüro Trapp / Wuppertal wurde im Sommer 2015 die Neugestaltung der Orgelfassade erarbeitet und alles mündete dann in einem „Lieferungsvertrag für Orgelbauangelegenheiten“, der im November 2015 seitens der Landeskirche genehmigt wurde.

Im Dezember 2015 konnten wir somit die Orgel abbauen und nach Remagen in unsere Werkstatt transportieren. Gerne möchte ich an dieser Stelle auf zwei Links auf YouTube aufmerksam machen. Hier wird, auch wenn sich am Anfang nur der Hund bewegt, eindrucksvoll dokumentiert wie „schnell“ unser eingespieltes Team arbeitet.

Neugestaltung Tag 1

Neugestaltung Tag 3

Hier die wichtigsten Arbeiten bzw. Neuerungen an der Orgel in Stichpunkten:

Neue Teile:

  • Spieltisch auf fahrbarem Podest komplett mit neuer Steuerelektronik
  • Der fahrbare Spieltisch ist über ein sog. Multikabel mit entsprechender Steckverbindung mit der Orgel verbunden. Das Kabel versorgt den Spieltisch mit Netzspannung und übermittelt die Datenverbindung der Empfangsstation in der Orgel.
  • Elektrische Ton- und Registermagnete
  • Verkabelung und Absicherung
  • Pro Werk ein separater Schaltschrank
  • Moderne Orgeleinschaltung über Schlüsselschalter
  • Setzer- und Koppelsystem
  • Gebläsemotor incl. Schallschutzkasten
  • Magazinbalg und Windkanäle aus Holz
  • Parallelarbeitende Schwimmerbälge in den Windladen
  • Frontgehäuse

Übernommene Teile:

  • Pfeifenwerk
  • Windladen
  • Ständerwerk
  • Schwellwerksgehäuse

Neben der technischen Erneuerung sowie der optischen Anpassung erfolgte dann abschließend eine klangliche, im Wesentlichen aus dem bestehenden Pfeifenwerk erzeugte Neuintonation. Charaktervolle Einzelregister mit möglichst hoher Misch- und Verschmelzungsfähigkeit, die auch hier realisiert wurden, sind die Attribute einer wohlklingenden Orgel.

Die Disposition nach der Umgestaltung lautet wie folgt:

Registratur links:  
II. Man. Schwellwerk I. Man. Hauptwerk
1. Quintadena 8’ 13. Gedacktpommer 16‘
2. Holzflöte 8’ 14. Prinzipal 8‘
3. Salicional 8’ 15. Gemshorn 8’
4. Prestant 4’ 16. Gedecktflöte 8‘
5. Blockflöte 4’ 17. Oktave 4’
6. Oktave 2’ 18. Rohrflöte 4‘
7. Nachthorn 1‘ 19. Nasard 2 2/3‘
8. Sesquialtera 2 fach 20. Spillflöte 2‘
9. Scharf 4 – 6 fach 21. Superoktave 2‘ (Vorabzug aus Mixtur!)
10. Dulcian 16‘ 22. Mixtur 4 – 6 fach
11. Oboe 8‘ 23. Trompete 8’
12. Tremulant 24. Rohrschalmei 4‘
  25. Tremulant
  26. II – I
Pedal Registratur rechts:
27. Prinzipalbass 16’  
28. Subbass 16’ 38. Sub. II – II
29. Oktavbass 8’ 39. Sup. II – II
30. Spitzflöte 8’  
31. Rohrflöte 4’ 40. Sub. I – I
32. Gambetta 2‘ 41. Sup. I – I
33. Hintersatz 4 fach 42. Sub. II – I
34. Zartposaune 16‘ 43. Sup. II – I
35. Trompete 8’  
36. I-Ped.  
37. II-Ped.  

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